Piraten und andere Mächte bedrohen die Kanaren
Mit der Entdeckung Amerikas wurde erst die strategisch wichtige Lage der Kanarischen Inseln so richtig deutlich. Und so mussten sich die Kanaren mehrere Jahrhunderte diversen Überfällen durch Piraten, Engländern und Holländern erwehren.a.
Lage der Kanarischen Inseln
Die Kanaren liegen mehr als 1000 Kilometer vom spanischen Festland entfernt. Abgelegen, mehr oder weniger schutzlos und doch ein wichtiger Stützpunkt im Handel mit Amerika und beim Kampf um die Macht auf den Weltmeeren. Die Häfen der Kanarischen Inseln stellten für etwa drei Jahrhunderte das wichtigste Bindeglied auf den Handelsrouten für Segelschiffe zwischen Europa und Amerika da. Es war die letzte Möglichkeit, um vor der Atlantiküberquerung noch einmal Frischwasser und Proviant aufzunehmen sowie die Schiffe zu überholen und zu reparieren. Schon Christoph Kolumbus legte bei seinen Entdeckungsfahrten eine letzte Rast auf den Kanarischen Inseln ein, bevor es nach Übersee ging.Diese Lage machte die Inselgruppe der Kanaren schon bald für andere Mächte interessant. Erobert worden waren die Inseln im 15. Jahrhundert von Spanien, also vor der Entdeckung Amerikas aber mit Beginn der portugiesischen Entdeckungsfahrten auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien um Afrika herum. Mit der Entdeckung des neuen Kontinentes und der Erkenntnis, welche wichtige Position die Kanarischen Inseln inne haben, wuchs auch die Gefährdung. Mitte des 16. Jahrhunderts begannen Piraten und Engländer, wobei Spanier im 16. Jahrhundert wohl häufig der Meinung waren, dies wäre das gleiche, damit die Inseln als Ziel für Raubüberfälle und Eroberungszüge zu entdecken.
Einer der ersten Piraten auf den Kanaren Mitte des 16. Jahrhunderts war allerdings ein Franzose. Der französische Korsar François LeClerc plünderte im Jahre 1553 erfolgreich Santa Cruz de La Palma aus. Nur ein Jahr später holte sich Durand de Villegaingnong, ebenfalls ein französischer Korsar, auf diesr Insel allerdings eine blutige Nase. La Palma wurde 1570 erneut angegriffen, diesmal von Franzosen unter ihrem Anführer Jacques Sores.
Einer der ersten Angriffe auf die Inseln ist allerdings aus dem Jahre 1501 dokumentiert, wobei auch vor der Eroberung der Inseln durch die Spanier immer wieder Piraten auf den Inseln auf Sklavenjagd gegangen waren. Der türkische Pirat, Admiral und Kartograph Kemal Reis, ein Onkel des bedeutenden Kartographen Piri Reis, versuchte sich damals auch auf den Kanarischen Inseln, war aber wohl nicht sehr erfolgreich. 1585 folgte ihm ein türkischer Privatpirat namens Murat Reis the Elder mit dem Versuch Lanzarote zu plündern.
Gran Canaria wird von Holländern geplündert
Gran Canaria wurde 1599 erstmals Ziel eines großen Raubzuges. Allerdings waren es keine englischen oder französischen Piraten sondern Holländer. Spanien gehörte zu diesem Zeitpunkt die spanische Niederlande, etwas was insbesondere den nördlichen und protestantischen Provinzen wenig gefiel. Als Republik der Sieben Vereinigten Provinzen machten sich diese 1581 auch selbständig, standen aber im dauerhaften Konflikt mit Spanien. In der Holländischen Revolte, die den Beginn des 80jährigen Krieges begleitete, kam es dann auch zu heftigen Kampfhandlungen. 1599 kreuzte dann eine holländische Flotte von über 70 Schiffen unter der Führung von Admiral Pieter van der Does vor Las Palmas. Den Holländern gelang es auf Gran Canaria an Land zu gehen, Las Palmas wurde teilweise erobert, bis ins Inselinnere drangen die Eroberer nicht vor, sie wurden bei Tamarceite von den Bewohnern gestoppt. Diese waren zuvor aus der bedrohten Stadt evakuiert worden. Ein Teil von Las Palmas blieb nach Abzug der holländischen Angreifer zerstört zurück. Versuche bei Maspalomas an Land zu gehen scheiterten wohl ebenfalls. Für Pieter van der Does war es nicht die erste Niederlage auf den Kanarischen Inseln, ein versuch San Sebastián de la Gomera zu erobern endete für ihn ebenfalls mit einer Pleite. Dabei war 1571 San Sebastián erst von einem Jean Capdeville dem Erdboden gleich gemacht worden.Englische Piraten auf den Kanaren
Unter Königin Elisabeth I. von England erfuhren Freibeuter und Kaperfahrer einen gewissen königlichen Schutz. Eine offene Konfrontation mit Spanien ging die Königin aus dem Wege, nur als sie 1588 gezwungen wird, auf die spanische Armada und den Versuch England zu erobern, reagiert sie wirklich. Ansonsten fördert und schützt Königin Elisabeth die meist erfolgreichen Freibeuter und so wird England, nach dem Untergang der spanischen Armada, zur Weltmacht auf dem Meer. Und die Engländer haben nicht nur die spanischen Schiffe in Übersee im Blick sondern auch die Kanaren.Sir Francis Drake zweiter Versuch
Im Jahre 1593 greift der Engländer William Harper Lanzarote und Fuerteventura an. Sir Francis Drake unternimmt 1585 einen ersten Versuch Las Palmas de Gran Canaria zu erobern, wird aber, wie auch 1595 erfolgreich von den Inselbewohnern abgewehrt. Walter Raleigh überfällt 1595 Feuerteventura und Teneriffa, 1516 versucht er sich an Arrecife. Admiral Blake scheiterte 1657 bei dem Versuch Teneriffa zu überfallen und John Jennings (1706, Santa Cruz de Tenerife) und Woodes Rogers (1708, Teneriffa) holen sich ebenfalls blutige Nasen. San Sebastián de la Gomera und La Palma werden 1744 zum Ziel von Charles Windon. Alle Versuche der Engländer, die Kanaren zu erobern oder wenigstens zu plündern, scheiterten wohl im Ansatz.Admiral Horatio Nelson vor Teneriffa
Den letzten großen Versuch der Engländer unternahm Admiral Horatio Nelson im Jahre 1797. Mit sieben großen Schiffen kreuzte der Admiral vor Santa Cruz de Tenerife auf. Mit einer 700 Mann starken Einsatztruppe wollte Nelson das zentrale Fort der Stadt stürmen. Offenbar hoffte Horatio Nelson auf einen Überraschungsmoment, aber die Verteidiger der Insel waren gewappnet und versenkten mit der Hafenartillerie das größte Landungsschiff der Engländer und einige der Landungsboote. Ein Teil der englischen Truppe schafften es auf Festland, dort wurden sie von kanarischen Milizen mitten in Santa Cruz eingeschlossen und kalt gestellt. Admiral Horatio Nelson wurde bei der gescheiterten Eroberung schwer verwundet. Er verlor 226 Mann seiner Landungstruppen und seinen rechten Arm. Der Admiral gehörte zur Truppe, die Santa Cruz einnehmen wollte. Eine berstende Kanonenkugel verletzte ihn schwer, zurück an Bord seines Schiffes, wohin der Admiral nur mit Glück gelangte, musste der Arm amputiert werden. Die gefangenen überlebenden Engländer schickte General Antonio Gutierrez, der Nelsons Angriffsplan erraten hatte, mit einer noblen Geste zurück. Heute erinnert die mächtige alte Bronzekanone El Tigre im Militärmuseum von Santa Cruz, die dem Glauben nach den entscheidenden Schuss abgefeuert haben soll, der Nelson den Arm kostete, an seine einzige Kapitulation.Festungen zum Schutz gegen die Piraten
Auf den Kanarischen Inseln entstanden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Festungen, um sich vor Piratenangriffe und Angriffe fremder Seemächte, wie die der Engländer, zu schützen. So auch das Castillo de San Gabriel bei Arrecife auf der Insel Lanzarote. Auf Lanzarote ereignete sich 1618 auch der letzte schlimme Überfall algerischer Piraten. Diese verschleppten zahlreiche der Bewohner und verkauften sie in die Skalverei.Geschichte der Kanaren